„Er müsste es doch wissen!“ – Warum diese Erwartung uns oft unglücklich macht
Im Artikel vergangene Woche habe ich darüber erzählt, wenn wir begeistert von etwas erzählen, von etwas, das dich total mitreißt – einem tollen Erlebnis, einer Idee, einem Erfolg – und er sagt nur: „Schön.“
Kein Funkeln in den Augen, keine überschwängliche Freude, nicht mal ein kleines „Wow“.
Und während er vielleicht denkt, er hat alles richtig gemacht (er hat ja schließlich zugehört), fühlst du dich leer, ein bisschen enttäuscht, vielleicht sogar missverstanden.
Mein Tipp dazu war: Sag ihm, was du brauchst.
Etwa so: „Hör mir einfach zu und freu dich mit mir.“
Denn oft liegt die Ursache gar nicht darin, dass er nicht will – sondern darin, dass er gar nicht weiß, wie er es dir zeigen kann.
Und hey, jaaa, ich verstehe dich, wenn du beim Lesen gedacht hast:
Ich will doch nicht „vorgeben“, wie er reagieren soll. Das sollte selbstverständlich sein.
„Er müsste das doch wissen….",
„Dann brauch ich ihn auch gar nicht, wenn er nicht von allein ….",
So oder zum mindest so ähnlich denken wir – und genau da beginnt das Dilemma.
Die romantische Idealvorstellung
Wir wünschen uns, dass er uns so gut kennt, dass er unsere Gedanken und Gefühle fast erraten kann.
Dass er unsere Stimmung spürt und sofort weiß, was wir brauchen.
Dass er uns an unserem Geburtstag genau DAS schenkt, was wir uns insgeheim erträumt haben – ohne, dass wir es je laut gesagt haben.
Diese Vorstellung ist wunderschön.
Sie ist romantisch.
Sie schmeichelt dem Herzen.
Aber – sie ist auch oft weit weg von der Realität.
Die Realität
Die Wahrheit ist: Die meisten Männer sind keine Hellseher.
Sie leben in ihrer eigenen Gedankenwelt, mit eigenen Prioritäten und mit einer anderen Art, Dinge wahrzunehmen.
Und nein – das hat nichts mit mangelnder Liebe zu tun.
Er kann dich sehr lieben und trotzdem nicht merken, dass du dir zu deinem Geburtstag genau diese eine Kette wünschst oder dass du dir wünschst, er springt mit dir vor Freude im Kreis, wenn du eine tolle Nachricht hast.
Das ist kein Zeichen von fehlender Zuneigung – sondern schlicht menschlich, vielleicht halt “männlich”
Die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Zwischen unserer Idealvorstellung („Er weiß es von selbst“) und der Realität („Er weiß es nicht, bis ich es sage“) klafft oft eine Lücke.
Und diese Lücke ist tückisch.
Je mehr wir erwarten, dass er sie aus eigener Kraft füllt, desto größer wird sie – und desto mehr Frust baut sich auf.
Wir denken:
„Wenn ich es sagen muss, ist es nicht dasselbe.“
„Dann ist es nicht echt, sondern nur gemacht.“
Doch genau hier dürfen wir unseren Blickwinkel ändern.
Was, wenn es trotzdem funktioniert?
Was, wenn es gar nicht so entscheidend ist, wie er darauf kommt – sondern, dass er es tut?
Was, wenn dein „Ich würde mich so freuen, wenn du dich mit mir freust“ nicht ein Befehl ist, sondern eine Brücke?
Denn am Ende zählt doch, dass die Verbindung zwischen euch lebendig bleibt.
Dass die Stimmung in eurer Beziehung warm, unterstützend und liebevoll ist.
Und wenn ein klarer Wunsch oder ein offenes „Ich hätte gern…“ genau das ermöglicht – ist es das nicht wert?
Kleine Brücken bauen statt auf den Zauberstab warten
Ich weiß: Es fühlt sich schöner an, wenn er „von selbst“ auf die Idee kommt.
Aber ist es nicht noch schöner, wenn du bekommst, was du brauchst – selbst wenn du den Weg dorthin mitgestaltest?
Stell dir eure Beziehung wie einen Tanz vor:
Du hast deinen Tanzbereich, er hat seinen.
In deinem Bereich spürst du, was dir wichtig ist, und sprichst es aus.
In seinem Bereich entscheidet er, wie er darauf reagiert und bringt seine eigene Art ein.
Und genau dort, wo eure beiden Bereiche sich berühren, tanzt ihr zusammen.
Es geht nicht darum, wer führt – sondern darum, jeder in seiner eigenen Rolle bleibt und trotzdem im gleichen Rhythmus.
Praktische Ideen für dich
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Sag es liebevoll, nicht vorwurfsvoll.
Statt „Du freust dich ja nie mit mir“ lieber: „Mir würde es so guttun, wenn du dich mit mir freust – das ist mir echt wichtig.“ -
Mach es konkret.
Männer (und übrigens manchmal auch Frauen) verstehen besser, wenn es greifbar ist:
Ich würde mich über sehr freuen, über ….. (wenn du dich mitfreust, wenn du mir das zum Geburtstag kaufst) -
Übe, Wünsche als Geschenke zu sehen.
Wenn du ihm sagst, was du brauchst, gibst du ihm die Chance, dir etwas zu geben, das dir Freude macht – ohne Rätselraten. -
Feiere die Momente, in denen es klappt.
Wenn er auf deinen Wunsch eingeht, zeig ihm, wie sehr dich das freut. Positive Verstärkung wirkt Wunder. -
Achte auf deinen Tonfall
Den Satz: “ ich würde mich sehr freuen, … ” kann in unzähligen Nuancen klingen. Der Ton macht den Unterschied. Und manchmal hört er nicht die Worte sondern vor allem die Musik, in der du sie sagst.
Fazit
Ja, es wäre schön, wenn er immer genau wüsste, was du dir wünschst.
Aber noch schöner ist es, wenn ihr eine offene Kommunikation habt, in der Wünsche nicht als Schwäche oder Mangel gesehen werden, sondern als Teil eurer gemeinsamen Nähe.
Also: Bau lieber kleine Brücken als auf den Zauberstab zu warten.
Denn am Ende zählt nicht, ob er es von allein erraten hätte – sondern, dass zwischen euch genau die Magie entsteht, die ihr euch wünscht.
Das ist IchMagie: Du öffnest die Tür – und er tritt gerne hinein.