Trash Tv und Beziehungskrisen


Ich habe Donnerstag Beauty and the Nerd geschaut. Ja, ich gestehe, manchmal ergötz ich mich an Trash TV. Längst nicht an allen Formaten, sonst würde ich keine Zeit mehr für gar nichts finden, Aber Dschungelcamp und Beauty and the Nerd sind zwei meiner Lieblinge.

Die Folge von der ich spreche: Das große Umstyling. 

Jaaaa,, ich bin Frau und liebe Umstylingsformate. Allen voran die Folgen von Germanys Next top Modell. Die Folge mit dem Umstyling schaue ich mir immer an. Diese Transformation ist einfach faszinierend. Wie sehr doch Make Up und Hairstyling eine Person plötzlich verändern können. Ich glaube wir alle haben so einen Schmerzpunkt in uns der nach Veränderung ruft. Der gesehen werden will. Und deshalb schauen wir gebannt zu und feiern die Transformation. Quasi über Nacht. 

Das Umstyling gibt uns das Gefühl, dass Veränderung möglich ist. Die Begeisterung fürs Umstyling ist ein auch Spiegel gesellschaftlicher Prägung. Von klein auf lernen wir, dass Schönheit, wohlgemerkt im Sinne gesellschaftlich definierter Ideale mit Wert, mit Anerkennung und Erfolg verknüpft ist. Und Frauen erleben es besonders häufig, dass ihr Äußeres kommentiert, bewertet und mit ihrer Persönlichkeit gleichgesetzt wird. Wie leicht und einfach erscheint uns das Leben der anderen, wenn sie der Norm entsprechen. 

Für den Erfolg der Sendung perfekt, denn die Faszination sichert die Einschaltquoten.

Und passierte nun bei the Beauty and the Nerds?

 

Laura war in Tränen aufgelöst, noch bevor Sammy überhaupt aus der Wand raus kam. Nicht, weil sie bereits das Ergebnis seines Umstylings gesehen hätte – sondern weil allein die Vorstellung, dass aus „ihrem“ unscheinbaren Nerd plötzlich ein attraktiver, begehrenswerter Mann werden könnte, sie völlig überwältigte. Kaum in der Lage Wort zu finden, stammelt sie unter Tränen: "Ich weiß, dass du eine Beauty bist und hoffe, dass du es jetzt auch nach außen präsentieren kannst". Die Rechnung ging auf.  Ein toll gekleideter Sammy betritt glücklich die Bühne und Laura ist stolz auf “ihr Baby”. 

Vom Umstyling zur Beziehungskrise

Schon am nächsten Tag durften sich die Nerds neue Kleidung aussuchen und Sammy verärgert darüber, dass ihm nur helle Klamotten zur Auswahl gestellt wurden. Laura und Sammy waren ein super Paar zumindest bis dahin. Sie hatte alle Spiele gewonnen. Top Favoriten. Aber plötzlich hat sich etwas geändert.

Laura begann Sammy zu erklären, was er anziehen soll und dass die neuen hellen Sachen viel besser sind. Sammy fühlt sich zum erstmal von ihr nicht gehalten, verstanden und akzeptiert so wie er ist. Und zack die Stimmung kippt - Die emotionale Schieflage.

Laura kann seine Reaktion nicht verstehen, denn sie bringt sein Verhalten nicht in Verbindung mit ihrer eigenen Erwartungshaltung der:  „Sammy Veränderungswunsch“ . 

Sie wird gereizt, wirft ihm vor, er wolle das Spiel – also die Sendung – gar nicht mehr gewinnen.

Er versteht diese Vorwürfe in seine Richtung nicht, denn natürlich will er gewinnen. 

Das ganze schaukelt sich hoch.  Und die beiden gehen mental geschwächt und innerlich frustriert ins Spiel. Laura verweigert dann eine Runde im Ekel-Essen-Spiel, obwohl sie doch vorher noch Sammy mangelnden Kampgeist vorgeworfen hatte.

Was hat das alles nun mit deiner Ehe zu tun?

 

So, und jetzt wird’s spannend. Denn:
Das, was wir da bei Laura und Sammy sehen, passiert jeden Tag – in echten Beziehungen.

Wir Frauen starten – oft unbewusst – ein inneres „Ich muss ihn verändern“-Programm.
Nicht sofort. Das kommt erst nach der Verliebtheitsphase. Dann, wenn der Zauber sich legt – und die unausgesprochenen Erwartungen langsam anklopfen.

Die typische Beziehungs-Timeline sieht nämlich so aus:
Verliebtheit → Ernüchterung → Kampf.

 

In dieser Phase fangen viele Frauen an, ihre Männer verändern zu wollen.
Und viele Männer starten parallel ihr „Frau ignorieren“-Programm.
Sie ziehen sich innerlich zurück, ignorieren, weichen aus – während die Frauen immer stärker fordern, nörgeln, anpassen wollen.

Das sehen wir auch bei Laura und Sammy:
Laura erwartet plötzlich, dass Sammy sich ab sofort anders kleidet.
Dass sein System Zeit braucht, sich an diese Veränderung zu gewöhnen – kommt ihr nicht in den Sinn.
Sammy wiederum versteht nicht, warum die bisher unterstützende, weiche Laura plötzlich kritisiert, bestimmt, sogar kontrolliert.

Er wehrt sich – und zieht sich zurück.

Was es stattdessen braucht

 

Was es braucht, ist kein radikales Umstyling.
Was es braucht, ist Verständnis für innere Prozesse. Für die emotionale Landkarte des anderen.

Denn niemand verändert sich über Nacht.
Weder durch ein neues Outfit, noch durch gut gemeinte Verbesserungsvorschläge ( à la: iss mal gesünder oder mach mehr Sport)

Wahre Transformation geschieht langsam, von innen nach außen. In kleinen, ehrlichen Schritten.

Und die beginnen damit, dass WIR erkennen:
Der andere muss nicht so werden, wie wir ihn gerne hätten.
Sondern wir dürfen lernen, ihn dort zu halten, wo er gerade steht – auch wenn’s unbequem ist.
Nur so kann echte Verbindung entstehen.

Statt deinen Partner umzuerziehen, darfst du lernen hinzusehen, und dich ehrlich zu hinterfrage: 

Was will ich da gerade kontrollieren? Wo bin ich bei diesem Prozess nicht bei mir? 

 

In dem Moment, in dem Laura wollte, dass Sammy die neuen Klamotten trägt, war sie nicht mehr bei sich. Sie projizierte ihre eigenen Erwartungen, Wünsche und Unsicherheiten auf ihn. Statt im Vertrauen zu bleiben, versuchte sie, Kontrolle über die andere Person zu gewinnen.

Welche Erwartung projizierst auf deinen Partner, dein Kind oder dein Leben?

Schreib mir doch gerne mal eine E-Mail dazu. Ich würde mich freuen. 

 

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